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Nahaufnahme von zwei Paar nackten Füßen in klarem, flachem Wasser, wobei eine Person hochgekrempelte Jeans trägt.

Investitionen, Branchenstandards und innovative Schwammstadtprojekte schützen Gewässer und Menschen

In der Schweiz investieren wir nachhaltig in das Kanalisationsnetz und die Abwasserreinigung. Dank fundierter Planungsgrundlagen für die Siedlungsentwässerung können wir die Gewässerverschmutzung reduzieren und eine hohe Qualität der Badegewässer gewährleisten. Zwar können Starkregenereignisse kurzzeitig zu Qualitätsproblemen führen, dies ist jedoch weitestgehend unproblematisch und gesetzeskonform. Aktuelle Herausforderungen sind Mikroverunreinigungen, Überdüngung und klimatische Veränderungen, denen die Wasserwirtschaft mit innovativen Lösungen begegnet. So wird mit dem Schwammstadtprinzip das Wassermanagement in urbanen Gebieten klimaangepasst gestaltet.

Menschen genießen einen sonnigen Tag auf einem Schlauchboot und schwimmen in einem Fluss, mit einem historischen Gebäude und üppigen grünen Bäumen im Hintergrund.
In der Schweiz ist Fluss- oder Seebaden auch in Städten eine Selbstverständlichkeit geworden. Das ist nicht überall so. So ist die Badewasserqualität der Seine in Paris nicht fürs Baden geeignet, was direkt mit den zahlreichen Regenüberläufen der Stadt zusammenhängt. Im Rahmen der Olympischen Spiele musste Paris in Rekordzeit enorme Infrastruktur-Investitionen tätigen, damit die Wettkämpfe in und an der Seine wie geplant stattfinden können. Foto: zur Verfügung gestellt von: © «Bern Welcome [0] »

Bis in die 1980er Jahre waren schäumende Bäche, Flüsse und Seen aufgrund der starken Verschmutzung ein alltägliches Bild in der Schweiz. Das Baden in offenen Gewässern war entweder verboten oder nur auf eigenes Risiko erlaubt. Heute ist die Qualität der Badegewässer insgesamt hoch, und viele Touristen staunen, dass man bei uns sogar in den Städten in öffentlichen Gewässern baden kann und Wasser an jedem Brunnen trinken kann. Der aktuelle Jahresbericht der Europäischen Umweltagentur über Badegewässer[1] bewertet die Qualität der schweizerischen Badegewässer denn auch insgesamt als hoch (Erhebung 2022). Wer es ganz genau wissen will, kann die Badewasserqualität seiner Badestelle abfragen auf map.geo.admin.ch[2], ein Service des Bundesamtes für Umwelt BAFU.

Planungsgrundlagen der Wasserbranche minimieren Gewässerverschmutzungen

Die Abwasserreinigung funktioniert. Insgesamt reinigen 750 ARA rund 1,35 Milliarden Kubikmeter Abwasser pro Jahr und halten damit die Gewässer sauber. Mehr und mehr werden sogar Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser[3] entfernt und die Reinigungsprozesse werden noch effektiver und ressourcenschonender.

Trotzdem können Starkregenereignisse die Gewässerqualität kurzzeitig noch immer stark beeinträchtigen, z.B. durch Einleitungen von Abwasser aus Regenüberlaufbecken oder auch Abschwemmung aus der Landwirtschaft. Daher hat der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA seit einigen Jahren die Empfehlung «Abwasserbewirtschaftung bei Regenwetter [4]» etabliert. In diesem Branchenstandard sind Bemessungsgrundlagen festgehalten, welche die problematischen Einleitungen identifizieren und die Ableitung zielgerichtete Infrastruktur-Massnahmen ermöglichen.

Instandhaltung der Infrastruktur dank zweckgebundener Abwassergebühren

In den letzten Monaten und Wochen machte die marode Infrastruktur in anderen Ländern Schlagzeilen aufgrund unhaltbarer Zustände und fehlender Investitionen in die Kanalisationen (s. BOX). Ein Blick in die Statistik des VSA[5] zeigt, dass die Schweizer Abwasserverbände und Gemeinden die nötigen Investitionen in die Instandhaltung der Infrastruktur tätigen. Zwischen 2010 und 2020 investierte die Schweiz 700 Mio. Franken jährlich in das Kanalisationsnetz. Das sind 30% mehr als zwischen 2000 und 2010. Darüber hinaus sind die Schweizer Kanalisationsnetze in öffentlicher Hand. Es müssen somit keine Dividenden an Aktionäre ausgeschüttet werden. Deshalb geht der Fachverband VSA davon aus, dass die erhobenen Gebühren die Investitionen decken, die notwendig sind, um langfristig die Erneuerung der Infrastruktur zu gewährleisten.

Innovative Wege im Gewässerschutz: Schwammstadtprinzip

Eine Herausforderung für den Schutz der Gewässer ist der Klimawandel. Die veränderten klimatischen und wettertechnischen Bedingungen erfordern neue Lösungen: Mit dem Schwammstadt-Prinzip wird das Wasser in die Gestaltung von Siedlungen und deren Infrastrukturen integriert, zurückgehalten, verdunstet, gefahrlos abgeleitet und als Gestaltungselement genutzt. So reduziert die Verdunstung Hitzeinseln. Die Retention und Versickerung des Regenwassers hilft der Vegetation auch in Zukunft Hitze- und Trockenperioden zu überbrücken. Zudem führt dieser Rückhalt zu einer Entlastung der Kanalisation und damit bei Regenwetter zu einer Reduktion der Misch- und Regenwassereinleitungen in die Gewässer. Der VSA entwickelt das Schwammstadt-Prinzip[6] mit zahlreichen Partnern konkret für die Schweiz weiter sorgt für einen nachhaltigen Umgang mit dem Regenwasser und eine effektive Anpassung an den Klimawandel.

Alles in Allem: Unsere Gewässer sind gut geschützt

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Siedlungsentwässerung mit der Kanalisation und Abwasserreinigung sowie der neue Ansatz der Schwammstadt die Gewässer gut zu schützen vermögen. Es ist zwar auch bei uns nicht ausgeschlossen, dass es bei Starkregen zu Verunreinigungen der Gewässer von wenigen Stunden oder Tagen kommen kann. Dann informieren die örtlichen Behörden situativ – wobei bei Starkregen und Gewittern, ganz ohne Verbote, auch kaum jemand in Gewässern baden gehen wird. In der Regel normalisiert sich die Situation 1 bis 2 Tage nach den Niederschlägen wieder.

Gute Gewässerqualität und Bademöglichkeiten in öffentlichen Gewässern sind ein grosser Erfolg für unsere zielgerichteten Investitionen in den Schweizer Gewässerschutz! Bleiben wir dran.


Betreiberfirmen in Grossbritannien leiten gemäss Medienberichten zu oft unbehandeltes Abwasser in Gewässer ein. Diese Einleitungen verschmutzten die britischen Gewässer so stark, dass während des letzten Sommers zahlreiche Badeverbote erlassen werden mussten. Grund dafür sind fehlende Investitionen über Jahre, ein völlig veraltetes Kanalisationssystem aus viktorianischer Zeit bei gleichzeitiger profitorientierter Privatisierung des Wassersektors mit entsprechenden Dividenden für Aktionäre. Die NZZ [7] schreibt von mehr als 400.000 Einleitungen von ungeklärtem Abwasser in öffentliche Gewässer im Jahr 2022. 2020, dem letzten Jahr, in dem Grossbritannien seine Daten an die Europäische Umweltagentur (EUA) meldete, lag die Qualität der britischen Badegewässer auf dem letzten Platz in Europa. Insbesondere nach heftigen Regenfällen kann das Baden in den Gewässern nicht nur unappetitlich sondern gar gesundheitsschädigend sein. Dann nämlich liessen vielerorts die lokalen Betreiber unbehandeltes Abwasser aus überlasteten Kanalisationen in die Gewässer abfliessen. Die britische Regierung erlaubt den Betreiberfirmen, in Notfällen Abwasser in Flüsse oder Meere fliessen zu lassen da es andernfalls zum Rückstau in den Häusern käme. Die Medien berichteten ausführlich über die Gewässerverschmutzung und die Badeverbote, zuletzt beim traditionellen «Boat Race [8] auf der Themse. Pikant dabei ist, dass gemäss Recherchen des Tagesanzeigers [9], «Aktionäre und Direktoren dieser Unternehmen seit der Wasserprivatisierung insgesamt 56 Milliarden Pfund an Gewinnen eingestrichen haben, während ihre Betriebe Schulden von über 60 Milliarden anhäuften.» Die englischen Wasserwerkbetreiber entschuldigten sich öffentlich und versprachen Investitionen in Milliardenhöhe, um die Situation zu verbessern. Kehrseite ist, dass sich dadurch die Wasserrechnung der Konsumentinnen und Konsumenten empfindlich steigen dürfte, wenn der Investitionsstau aufgehoben wird.


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Quellenverzeichnis

  • [0] http://www.Bern.com/aare
  • [1] https://www.eea.europa.eu/publications/european-bathing-water-quality-in-2022/european-bathing-water-quality-in-2022
  • [2] https://www.bafu.admin.ch/bafu/fr/home/themes/eaux/info-specialistes/etat-des-eaux/etat-des-cours-deau/qualite-des-cours-deau/qualite-des-eaux-de-baignade.html
  • [3] https://micropoll.ch/ara-ausbau/
  • [4] https://vsa.ch/fachbereiche-cc/siedlungsentwaesserung/regenwetter/
  • [5] https://vsa.ch/Mediathek/kosten-und-leistungen-der-abwasserentsorgung-2/?search=Leistungen
  • [6] http://www.sponge-city.info/
  • [7] https://www.nzz.ch/international/grossbritannien-kanalisationswasser-in-fluessen-und-meeren-ld.1748923?reduced=true
  • [8] https://www.sport1.de/news/mehr-sport/2024/03/wasserverschmutzung-gesundheitssorgen-vor-169-boat-race
  • [9] https://www.tagesanzeiger.ch/verdreckte-themse-nur-moeglichst-kein-wasser-schlucken-876294462543
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