beitreten

Mikroplastik in Schweizer Gewässern: VSA fordert Massnahmen an der Quelle und «End-of-Pipe»-Lösungen

Jährlich gelangen in der Schweiz rund 14’000 Tonnen Makro- und Mikroplastik in Böden und Gewässer – der grösste Teil davon durch Reifenabrieb. Rund 3’400 Tonnen Mikroplastik aus dem Reifenabrieb landen jedes Jahr in unseren Flüssen und Seen. Diese Partikel können Gewässerlebewesen schädigen und Schadstoffe in die Nahrungskette einbringen. Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) fordert deshalb Massnahmen.

Ein flacher Fluss fließt im Sonnenlicht an grasbewachsenen Ufern vorbei; rechts ist eine Grafik eines Wassertropfens mit der Aufschrift "Mikroplastik" zu sehen.
Foto: Sicher/VSA, Wassertropfen by 123rf.com

Glattbrugg, 28. Oktober 2025. Der VSA fordert eine klare Reduktion der Plastikemissionen im Sinne des Vorsorgeprinzips sowohl durch Massnahmen an der Quelle als auch durch gezielte technische Massnahmen. Die Massnahmen an der Quelle müssen international koordiniert werden, weshalb sich der VSA bei den Massnahmen in der Schweiz auf End-of-Pipe-Massnahmen beschränkt.

Massnahmen in der Schweiz

Im aktuellen Positionspapier verlangt der VSA technische «End-of-Pipe»-Lösungen zum Schutz der Gewässer vor Mikroplastik:

  • Strassenabwässer: 80% des Reifenabriebs gelangen über Strassenabwässer in die Gewässer. Noch immer sind nicht alle stark befahrenen Strassen mit Behandlungsanlagen ausgestattet. Der VSA fordert Bund und Kantone auf, diese Lücken zu schliessen.
  • Siedlungsentwässerung: Knapp 20% des Reifenabriebs gelangen über die Siedlungsentwässerung (Mischwasserentlastungen[1], ARA-Ausläufe) in die Gewässer.  Diese tragen neben Mikroplastik auch weitere Schadstoffe in die Gewässer. Gemeinden sollen deshalb konsequent auf Schwammstadt-Massnahmen[2] und eine Optimierung des Gesamtsystems Kanalnetz–ARA–Gewässer[3] setzen.
  • Abwasserreinigungsanlagen (ARA): Sie halten heute bereits 85 bis 98 % des Mikroplastiks zurück. Künftige ARA-Ausbauten sollen im Rahmen des nationalen Programms zur Elimination von Mikroverunreinigungen auch das Mikroplastik-Rückhaltepotenzial berücksichtigen.

Auch internationale Regeln nötig

Weil viele Quellen von Mikroplastik international gesteuert werden, unterstützt der VSA die Ausarbeitung eines rechtsverbindlichen globalen Abkommens gegen Plastikverschmutzung. Dazu gehören unter anderem:

  • eine Obergrenze für die Kunststoffproduktion,
  • die Reduktion schädlicher Inhaltsstoffe,
  • Rote Liste problematischer Inhaltsstoffe in Kunststoffen,
  • eine Offenlegungspflicht der Industrie, welche Chemikalien in welchen Kunststoffen enthalten sind,
  • Verbote von absichtlich zugesetztem Mikroplastik, z.B. in Kosmetika und Pflegeprodukten,
  • sowie Forschung und Entwicklung in umweltfreundlicher Reifen.

💧 Download: VSA-Positionspapier Mikroplastik in Schweizer Gewässern

Weitere Auskünfte:
Stefan Hasler, Direktor VSA


[1] Mischwasserentlastung: Wenn bei starkem Regen die Kanalisation überlastet ist, wird das Wasser der Siedlungsentwässerung mit Überlauf in ein Gewässer «entlastet». Dadurch gelangen Schmutzstoffe wie auch Reifenabrieb direkt in die Gewässer.

[2] Schwammstadt und Schwammstadt-Massnahmen siehe Sponge-City.Info

[3] VSA-Richtline «Bewirtschaftung des Gesamtsystems Kanalnetz – ARA – Gewässer