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ein Wasserfall, der über Felsen und Moos fließt aus einer Quelle.

Weltwassertag 2022: Grundwasser – ein unsichtbarer Schatz

Täglich nutzen wir die im Untergrund verborgene Ressource «Grundwasser»:  So gewinnen wir rund 80% des Trinkwassers in der Schweiz aus Grund- und Quellwasser. Obwohl gut geschützt, setzen Pestizide, Nitrat oder Arzneimittelrückstände, der Klimawandel sowie die zeitweise Übernutzung dem Grundwasser zu.  Die Schweizerische Gesellschaft für Hydrogeologie SGH, das Schweizer Grundwasser-Netzwerk CH-GNet sowie der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW und der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA setzen sich daher für den langfristigen Schutz des Grundwassers ein.

Grundwasser – ein verborgener Schatz

Durch den Boden versickerndes Regenwasser oder Flusswasser, das ins Grundwasser gelangt, wird in kleinen Hohlräumen und Spalten im Gestein zurückgehalten und bildet das Grundwasser. In den Kiesen und Sanden im Mittelland und in den Karst- und Kluftgesteinen im Jura und den Alpen gibt es kleinere bis grosse zusammenhängende Gebiete mit Grundwasser. Dieses befindet sich unter unseren Siedlungsgebieten, den Landwirtschaftszonen und Wäldern. Unsichtbar für uns unter unseren Füssen ist Grund- oder Quellwasser ein wahrer verborgener Schatz: Rund 80% des in der Schweiz gewonnen Wassers oder stolze 381’000’000’000 Liter pro Jahr stammen aus Grund- und Quellwasser (siehe Abb.)  «Grund- und Quellwasser bilden die wichtigste Ressource für unser Trinkwasser. Die Trinkwasserqualität in der Schweiz ist nach wie vor sehr gut.», erklärt Martin Sager, Direktor SVGW. «Die Wasserversorger sind aber über die zunehmende Belastung des Grundwassers besorgt. Als Branchenorganisation setzt wir uns daher für den nachhaltigen Schutz unserer Trinkwasserressourcen ein.»

Nicht nur als Trinkwasserquelle ist Grundwasser zentral, wie VSA-Direktor Stefan Hasler ergänzt: «Grundwasser speist zahlreiche Ökosysteme und Fliessgewässer mit Wasser und ermöglicht damit erst das vielfältige Leben und schafft Naherholungsgebiete für uns.»

Grundwasser – deshalb schützen wir es

«Der Schutz und die Nutzung dieser Ressource stehen vor zahlreichen Herausforderungen, die sich gegenseitig überlagern. Der Klimawandel beeinflusst zunehmend den Wasserkreislauf sowie die Verfügbarkeit von Grundwasser. Dabei ergibt sich zusätzlicher Nutzungsdruck aus neuen Ansprüchen wie landwirtschaftliche Bewässerung oder auch die Kühlung von Gebäuden.» sagt Grundwasserfachmann Adrian Auckenthaler. Er befürchtet, dass in der Nordwestschweiz in trockenen Sommern nicht mehr genügend Wasser für all diese Nutzungsansprüche zur Verfügung stehen werden.

«Dazu kommen die Belastung durch verschiedenste Chemikalien», ergänzt Hasler: «Insbesondere der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und in Privatgärten und Fassaden sowie auch zahlreiche Haushalt- und Industriechemikalien setzen sowohl den Oberflächengewässer wie auch dem Grundwasser zu.» Diese Stoffe sind meist kaum mehr aus dem Wasser entfernbar. Es braucht deshalb Massnahmen, dass diese gar nicht erst ins Grundwasser gelangen. erklärt Auckenthaler: «Im Mittelland und urbanen Gebieten können bereits zahlreiche langlebige Stoff im Grundwasser in zu hohen Konzentrationen nachgewiesen werden. Aktuelle Messkampagnen des Bundes belegen beispielsweise die grossflächige Belastung des Grundwassers im ackerbaulich genutztem Mitteland durch Abbauprodukte von Chlorothalonil. Die unerwünschten Stoffe bleiben teilweise jahrzehntelang im Grundwasser nachweisbar, wie das Beispiel des seit 2012 verbotenen Herbizids Atrazin zeigt.

PFAS

Im Grundwasser finden sich nicht nur Pestizide und Nitrat aus der Landwirtschaft. Sogar Stoffe aus Süssgetränken, Schmerzmittel und Antiepileptika können nachgewiesen werden. Zunehmend Sorge bereiten die so genannten Per- und Polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Diese PFAS sind in Outdoor- und Arbeitskleidung, Papier und Pizzakartons, Teppichen, Schmiermitteln, sowie Baustoffe und Löschschäumen enthalten. PFAS sind kaum abbaubar und manche gefährden die Gesundheit.

Auch die natürlichen Reserveräume nehmen ab: Der Flächenanspruch für Siedlung, Industrie und Infrastruktur nimmt zu und Grundwasservorkommen werden weiter überbaut, so dass Wasserversorger zunehmend mit Nutzungskonflikten konfrontiert sind.

Grundwasser – so schützen wir es

Grundwasser braucht besseren Schutz, darin sind sich die Fachleute der Organisationen SGH, VSA, CH-GNet, SVGW und VSA einig. So sollen nachweislich problematische Stoffe, welche das Grundwasser belasten, nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Um den Eintrag von besonders schwer abbaubaren Stoffen ins Grundwasser zu verhindern, muss die Ausscheidung von Zuströmbereichen als präventives Instrument vorangetrieben werden, wie es der bundesrätliche Massnahmenplan «sauberes Wasser» vorsieht. Zuströmbereiche bezeichnen ein Gebiet um eine Grundwasserfassung, in welchem sich das Grundwasser bildet. Dazu ist es notwendig, die problematischen Stoffe systematisch in diesen Zonen messtechnisch zu erfassen. Diese Überwachungsprogramme sind auf die identifizierten Gefahrenstoffe abgestimmt.

Die Zulassung von Substanzen sollte die Langlebigkeit und Wassergängigkeit von Stoffen berücksichtigen und dazu beitragen, dass solche Stoffe nicht ins Grundwasser gelangen können.  

Zudem braucht es einen aktiven Gewässerschutz, insbesondere eine einwandfrei funktionierende Siedlungsentwässerung. In den nächsten Jahren werden zahlreiche Abwasserreinigungsanlagen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgerüstet, welche auch kleinste Verunreinigungen entfernen wird.

Grundwasser – wir stärken die Forschung

Verunreinigungen, menschliche Tätigkeit und Klimawandel setzen die Grundwasserqualität unter Druck. «Um hydrogeologische Fragen und Herausforderungen zu erfassen, Lösungen und Massnahmen zu erarbeiten und diese umzusetzen, besteht ein grosser Bedarf an einem kontinuierlichen Kompetenzaufbau, fachlicher Begleitung und einem reibungslosen schweizweiten Austausch zwischen Forschung und verschiedensten Interessengruppen», ist der Wissenschaftler Christian Moeck überzeugt. Um dazu einen wesentlichen Beitrag zu leisten, hat er mit seinen Kollegen an der Eawag das Schweizer Grundwasser-Netzwerk (CH-GNet), geschaffen. «Mit dem Netzwerk schaffen wir eine Austausch-, Info- und Vernetzungsplattform für Fachleute aus dem Grundwassersektor, der Forschung, von Behörden, Vollzug- und Praxisseite und für am Thema interessierte Bürgerinnen und Bürger», umschreibt Moeck das neue Netzwerk.

Grundwasser – jede und jeder kann etwas beitragen

Alles den Forschenden und Fachleuten überlassen? Nein, jede und jeder kann mit einem bewussten Umgang mit Farben, Lacken, Pestiziden oder Reinigungsmitteln einen wichtigen Beitrag leisten. Unter wasser-wissen.ch steht eine geballte Ladung an praktischem Wissen bereit, wie wir im Alltag bewusst mit wassergefährdenden Stoffen umgehen können und unsere Gewässer sauber halten. Praktische Tipps und Tricks für eine pestizidfreie Gartenarbeit und Minimierung der Gewässerbelastung sowie Video- und Podcasts sind wurden da zusammengestellt. Für Gemeinden steht weiterhin ein spezifischer Ideenkatalog mit Hilfsmitteln zur Verfügung.

WELTWASSERTAG

Der Weltwassertag findet jedes Jahr am 22. März statt. Er wird seit 1993 jährlich von den Vereinten Nationen begangen, um das Bewusstsein für die 2 Milliarden Menschen zu schärfen, die ohne Zugang zu sauberem Wasser leben. wordwaterday.org

Bilder

Bild: Grundwasserquelle. (c) SGH

Bild 2:
Grundwasserquelle.
(c) SGH

Bild 3:
Lützelquelle

Kontakt


Die Organisationen

CH-GNet – Schweizer Grundwasser-Netzwerk
Das Schweizer Grundwasser-Netzwerk wurde geschaffen, um grundwasserrelevante Fragen und Herausforderungen unter dem Druck neuer Entwicklungen zu erfassen, Lösungen und Massnahmen zu erarbeiten und diese umzusetzen. Das CH-GNet schafft einen kontinuierlichen Kompetenzaufbau, fachliche Begleitung und einen reibungslosen schweizweiten Austausch zwischen Forschung und verschiedensten Interessengruppen im Bereich Grundwasser. swissgroundwaternetwork.ch/

SGH – Schweizerische Gesellschaft für Hydrogeologie
Die Schweizerische Gesellschaft für Hydrogeologie SGH ist die Fachvereinigung von WissenschaftlerInnen, PraktikerInnen und Behördenmitgliedern, die im Bereich der Hydrogeologie tätig sind. Sie zählt gut 300 Mitglieder, führt jährlich eine Fachtagung durch und ist Organisatorin des internationalen Hydrogeologenkongresses IAH 2024. hydrogeo.ch/

SVGW – Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfaches
Der SVGW ist die nationale Wissens-, Fach- und Netzwerkorganisation der Gas-, Wasser- und Wärmeversorger mit über 1300 Mitgliedern. Für die Geschäftsstelle sind in Lausanne, Bellinzona, Schwerzenbach und Zürich rund 50 Mitarbeitende tätig. Der SVGW erstellt Richtlinien, bietet Berufsbildung und Beratung an, zertifiziert Produkte, Unternehmen und Personen und übernimmt staatsentlastende Überwachungsaufgaben. Damit trägt er massgeblich zur nachhaltigen Versorgung der Schweiz mit Wasser, Gas und Wärme bei. svgw.ch

VSAVerband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute  
DerVSA setzt sich seit 1944 als nationale Fachorganisation für saubere und lebendige Gewässer sowie den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser ein. Seine Ziele erreicht der VSA über professionelle Ausbildungsangebote, fundiertes Informieren zum Gewässerschutz, die Publikation von Richtlinien und Empfehlungen sowie über politisches Engagement. vsa.ch

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